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E-Mail
- Fragen und Antworten
Frage:
Winterschlaf, ja oder
nein ? bzw. Mail-Antwort auf die Aussage, dass Winterschlaf
bei nordamerikanischen Wasserschildkroeten in Deutschland nötig sei. Hallo,
das Tierheim sagte mir, die Kröte kann im Teich überwintern. Ich habe mir
ein Buch gekauft, das sagt, sie kann in einem kühlen Kellerraum oder in einem
Kühlschrank überwintern. Du sagst, bei 26 Grad. Jetzt weiß ich immer noch
nicht, was ich machen soll. Ich habe vor, sie in einem großen Mörtelkübel,
im Schuppen, mit Frostwächter überwintern zu lassen. Wäre das so falsch ?
Danke für Deine Antwort.
Antworten:
Hallo,
sollte die amerikanische Wasserschildkrötenpopulation so weit reduziert
worden sein, dass man dringend auch in Europa nachzüchten muss, würde
ich auch dann warm überwintern. Da ich nicht gedenke, das bereits
herrschende Elend der Wasserschildkröten durch Propagierung der Nachzucht
nicht artgeschützter oder vom Aussterben nicht bedrohter Arten zu forcieren,
denke ich, das meine Angaben zutreffend sind. Wer züchten will, kann es
ja versuchen. Psychologisch gesehen ist es günstig, von der Winterruhe
abzuraten, weil zum einen dadurch weniger Leute auf die Idee kommen, die
oftmals kranken Wasserschildkröten noch einer zusätzlichen und vemeidbaren
gesundheitlichen Belastung auszusetzen. (auch das Umweltamt der Stadt
Dortmund, Abtlg. Artenschutz, hat sich meine Homepage angesehen und nicht
bemängelt).
Selten herrschen in Teichen optimale Überwinterungsbedingungen.
Die Schildkröten können im Winterschlaf sowohl von Ratten angefressen
als auch von Wetterumschwüngen im Winter überrascht werden und dann aufwachen.
Dann treiben sie hilflos im Wasser und bekommen eine Lungenentzündung
oder haben Glück, wenn sie bemerkt werden. Ich habe zur Zeit eine Rotwange,
die total unterernährt und mit Vitaminmangel aufgewacht ist, in Pflege,
und ich werde dafür sorgen, dass sie nie wieder im Teich überwintern wird.
Ferner kommt dann niemand (hoffe ich zumindest) so schnell und ohne Gewissensbisse
auf die Idee, einfach Wasserschildkröten in der freien Natur auszusetzen,
weil er oder sie denkt, die Wasserschildkröten hätten es dort besser als
im Aquarium, wenn er oder sie die Tiere nicht mehr halten kann oder will.
Sie
sollten das Thema Überwinterung einmal aus meiner Perspektive sehen, denn
ich erhalte viele Schildkröten, die aus Teichen kommen und die aufgrund
einer Lungenentzündung schief schwimmen und röcheln, und ich bin froh,
wenn ich sie retten kann. Die Perspektive eines Züchters ist offensichtlich
eine andere, aber eben weil es zu viele Schildkröten zu billig zu kaufen
gibt, sehe ich mich stets mit dem Elend kranker Teichschildkröten konfrontiert.
Oft werden die Wasserschildkröten in kleinen Plastikteichen ohne ausreichende
Tiefe und Schlammschicht bzw. Eisfreihalter und Randböschung zum Eingraben
gehalten. Wie gesagt: der Winter in Florida ist 3 Monate kurz, hier ist
er sechs Monate lang. Oft reichen die Fettreserven der Schildkröten dafür
nicht aus, insbesondere dann nicht, wenn die Temperaturen auch im Sommer
niedrig sind und der Appetit dadurch nachlässt. nicht aus. Die kalte Überwinterung
führt stets zu Erkältungen, die sich ohne Antibiotika und Wärme
zu Lungenentzündungen entwickeln. Nierenentzündungen kommen
auch nur bei auf Dauer zu kalt gehaltenen Wasserschildkröten vor.
Auf
die Zucht kommt es dem durchschnittlichen Wasserschildkrötenhalter nicht
an; wichtig ist es, so zu beraten und zu informieren, dass das gesundheitliche
Risiko minimiert wird. Wir erheben nicht den Anspruch, Informationen für
Züchter zu liefern, sondern betreiben absolute Basisarbeit, nämlich die
normalen Wasserschildkrötenhalter dahingehend zu informieren, dass z.B.
die eine Reduzierung der Lebenserwartung durch Vermeidung von Krankheiten
durch die kalte Überwinterung vermieden wird. Wenn die Teiche so optimal
wären, bekäme ich nicht jeden Sommer so viele und so kranke Teichschildkröten.
Sollte es wirklich so sein, dass die kalte Überwinterung die Lebenserwartung
erhöht, so läst sich das nur bei den Schildkröten statistisch nachhalten,
die den Winter überlebt haben. Ich werde Sie auf dem laufenden halten,
wie alt meine nordamerikanischen Wasserschildkröten, die ich eigenhändig
aufgezogen habe, werden.
Frage:
1
/ 1 Ganze Jahr Teich !
mit großem Interesse, habe ich heute auf Eurer Internetseite http://www.wasserschildkroete.de/
gelesen. Etwas erstaunt war ich über Eure Aussage Indianerschildkröten
wären frost empfindlich. Ich habe im Geschäft in Mülheim im
Abstand von 3 Jahren 2 "Teichschildkröten" gekauft. Diese seien
absolut Winterfest, da sie aus Nordamerika stammen würden, seien aber
hier in Deutschland gezüchtet. Die gibts dort immer wieder zu kaufen.
Da ich 2 Rotwangen und eine chinesischedreikiel Schildkröte im Aquaterrarium
habe und eigentlich Schildkröten für meinen Teich (12.500 Liter)haben
wollte, war ich froh welche gefunden zu haben. An Hand Eurer Bilder bin ich
mir sicher, das Max (Weibchen!) und Berni (Männchen, ich bin mir aber
nicht ganz sicher) Indianerschildkröten sind. Max hatten wir zuerst.
Wir glaubten auch jahrelang er/Sie sei ein Männchen deshalb der Name,
aber seit wir Berni dabei haben hat Max schon 3 mal Eier, jeweils 10 - 12
Stück gelegt also ein Mädel. Leider ist nichts geschlüpft.
Sie sind seit Jahren ganzjährig draußen. Max hat die beiden sehr
kalten Winter (1995/1996)putz munter überstanden und beide machen uns
viel Freude, da Sie die Fische in Ruhe lassen. Die Rotwangen wollte ich im
Sommer mal raus tun, und die haben unter meinen Fischen gewütet (unter
anderm auch Koi`s).
Antworten:
Hallo, die sogenannten
Indianer-Schmuckschildkröten sind hauptsächlich in Florida und
im Süden Nordamerikas beheimatet. Es ist reines Glück und zum
Teil Gewöhnung, dass deine den Winter überlebt haben. Wir bekommen
ständig lungenkranke Teichschildkröten herein, und unter diesen
sind besonders im Sommer viele Indianer-Schmuckschildkröten. Die
Direktimporte kommen schon krank in den Handel, und die Nachzuchten kommen
aus Holland aus Teichen. Diese Nachzuchten werden massenhaft importiert
und sind genauso schlecht im Winter draußen zu halten wie die Direktimporte;
zum einen ist in bezug auf die Direktimporte das Klima von Florida und
das deutsche nicht vergleichbar und zum anderen findet in den holländischen
Teichen rücksichtslose Massentierhaltung mit dementsprechender massenhafter
Krankheitsverbreitung statt. Es ist einfach so, und dass aus langjähriger
Erfahrung, dass die langen deutschen Winter die Fettreserven der Schildkröten
aufzehren, und die kurzen, oft kalte und an Temperaturschwankungen reichen
Sommer nicht ausreichen, um ausreichend Fettreserven für den Winter
anzulegen. Die Temperaturstürze im Sommer (nächste Woche ist
mal wieder Nachtfrost angesagt, und das kurz nach ein paar Tagen "Sommer")
führen zu Erkältungen, die schnell zu Lungenentzündungen
werden. Wenn man schon die Erkältung nicht erkennt, ist die Schildkröte
bald tot. Um diese Risiken auszuschließen, muss man die Schildkröten,
und zwar egal welche "nordamerikanische" Art, ab Ende August
und bei unter 20 Grad Wassertemperatur auch schon früher hereinholen.
Je weniger Risiken, desto höher die Lebenserwartung. Wenn alle Schildkrötenarten
hingegen im Aquarium überwintert werden und es ihnen gut geht, spricht
nichts dagegen, die warme Überwinterung zu empfehlen, weil man damit
keinen gesundheitlichen Schaden anrichtet,im Gegensatz zur Überwinterung
im Teich, die Risiken mit sich bringt. Man muss die Überwinterungsmöglichkeit
einfach auf das geringste Risiko für die Gesundheit der Schildkröten
überprüfen, und da liegt die Lösung mit dem Aquarium auf
der Hand.
Obendrein ist das Wissen über Krankheiten unter Schildkrötenhaltern
nicht verbreitet, unter anderem deswegen, weil oft angenommen wird, dass den
Schildkröten im Teich nichts passieren kann - und gerade bei der ganzjährigen
Teichhaltung hat man den Gesundheitszustand nicht unter Kontrolle. Im Aquarium
kann man sie wenigstens sehen und herausholen, was bei deinem großen
Teich schwierig ist.
Die Schildkröten werden aus Unwissenheit als Teichschildkröten
verkauft. Ich habe noch keine gesunde Indianer-Schmuckschildkröte
in der Hand gehabt, weswegen mir diese Art besonders leid tut. Es ist
fast noch schlimmer als bei den Rotwangen-Schmuckschildkröten. Die
Rotwangen haben das Pech, zu gross zu werden, und die Indianer-Schmuckschildkröten
haben das Pech, so klein zu bleiben, dass deswegen so viel Nachfrage nach
dieser Art ist, dass der Markt seit Jahren mit kranken Tieren dieser Art
überschwemmt wird, die dann, wie die Rotwangen, wieder ausgesetzt
werden, sobald die Besitzer merken, wie krank die Tiere sind. Sie sind
nicht leicht zu halten.
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